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Er war vermutlich in der Nacht zuvor gefangen und zerlegt worden. Kaum 24 Stunden später amüsierten sich Spieler des Fußballklubs CD Tenerife während einer Trainingspause offenbar köstlich mit einem kleinen Engelhai und töteten ihn. Sie hatten die Spitzen, mit denen ihr Parcours am Strand Playa de Las Teresitas markiert war, genutzt, um das Tier zu fangen und zu töten. Der Spaß hatte ein Ende, als die lokale Tageszeitung La Opinión das Foto veröffentlichte. Die Spieler, die fast alle noch nicht lange bei Teneriffas Fußballklub sind, entschuldigten sich im Nachhinein. Sie hätten nichts von dem Schutz des Tieres gewusst. Ob dieses Nichtwissen allerdings das Töten eines Lebewesens aus Spaß weniger unschön macht, sei dahingestellt. Tierschützer forderten von der Kanarischen Regierung nachdrücklich das Verhängen einer Strafe, wie sie das Schutzgesetz Orden ARM/2689/2009 vorsieht. Für Taucher ist die Begegnung mit einem Engelhai ein echtes und völlig ungefährliches Erlebnis. Auch deshalb zieht es Hobby- und Profitaucher aus allen Teilen der Welt immer wieder auf die Kanaren. Diese Artenvielfalt im Meer soll im Rahmen des nachhaltigen Tourismus und des Schutzes kanarischer Gewässer auch erhalten bleiben. Seit 2009 steht der Engelhai auf den Kanaren unter strengem Schutz. Gezielt wurde er auf dem Archipel nicht gejagt. Er endete höchstens als Beifang im Netz. Seit sieben Jahren ist auch damit Schluss. Er genießt einen strengen Tierschutz und darf nicht gefangen werden. Zahlreiche Organisationen und offizielle Institutionen, darunter die Universität Las Palmas de Gran Canaria, das Museum Koening aus Berlin, die zoologische Gesellschaft in London, die Internationale Naturschutzorganisation (UICN) sowie lokale Schutzgruppen hoffen, die aktuelle Population schützen und stärken zu können. Der Engelhai ist das im Wasser lebende Pendant zum ebenfalls stark gefährdeten Luchs. Umso übler waren die beiden Nachrichten, die in der vorletzten Juliwoche bekannt wurden.
Strand ist Kinderstube
Dass die geschilderten Zwischenfälle sich in Las Canteras und am Teresitasstrand ereigneten, ist nicht ungewöhnlich. Schließlich sind beide sehr sandreiche Buchten. Perfekt geeignet als Kinderstube für die kleinen Engelhaie. Verschiedene lokale Verbände, wie die Alianza Tiburones Canarios oder das Angel Shark Project propagieren den Engelhai durch intensive Aufklärungsarbeit. Sie wollen die Menschen dafür sensibilisieren, dass die Tiere vom Aussterben bedroht und absolut harmlos sind. Aufgrund der kleinen Zähne stellen sie keine Gefahr für den Menschen dar. Der Engelhai gehört zur Familie der Sandhaie. Er wird bis zu anderthalb Meter lang. Er vergräbt sich gerne auf dem Meeresboden, um dort, gut getarnt, auf Beute wie Weichtiere, kleine Fische und Krebstiere zu warten. Der Körper des Engelhais ist platt gedrückt und ähnelt eher einem Rochen als einem Hai. Ausgewachsene Tiere finden sich in bis zu 1.300 Metern Tiefe. Deshalb hat die Treibnetzfischerei ihren Bestand so stark dezimiert. Engelhaie sind ovovivipar, das heißt die befruchteten Eier werden in der Gebärmutter der Muttertiers ausgebrütet und die Junghaie lebend geboren. Dazu kommen die Weibchen gerne in Ufernähe und nutzen die seichten, wärmeren Gewässer für die Geburt der Kleinen. In diesen Momenten sind sie manchmal sogar von Badegästen am Playa de Las Teresitas oder in anderen sandigen Buchten zu sehen. Die Engelhaie sind harmlos und sollten als Bereicherung und nicht als Bedrohung betrachtet werden. Zusammenstöße mit Menschen werden meist eher von Letzterem provoziert. Zum Beispiel, wenn im Sand versteckte Haie versehentlich getreten werden oder unvernünftige Taucher sie am Schwanz ziehen, um sie aus ihrer Sandgrube herauszuholen. Wenn sie zubeißen, gibt das normalerweise nur kleine Schürfwunden, die mit ein bisschen Desinfektionsmittel behandelt werden. Die Engelhaie sind faszinierende Geschöpfe, die mit viel Eleganz über dem Meeresboden entlanggleiten. Sie verdienen es geschützt zu werden, damit ihr Bestand erhalten bleibt und sie eben nicht zu den Arten gehören werden, die unseren Planeten für immer verlassen haben. Wer also in diesem Sommer einem Engelhai begegnet, sollte sich glücklich schätzen, anstatt sich zu erschrecken. Es ist ein seltenes Erlebnis.